Meine Ideen
 
Bild-Text_1.jpg

Im Jahr 2016 durfte ich für das Stauwehr am Glücksweg, welches Dreh und Angelpunkt meines Romanes ist, Schautafeln entwerfen, aus denen generell etwas über die Geschichte des Stauwehrs und der Einführung der Elektrizität in Bermersbach, zu erfahren ist. Die Recherchen hierzu zogen mich derart in den Bann, dass sich daraus eine Fortführung meiner Dämonenreihe ergab. Vielleicht hat ja der Ein oder Andere Lust und Zeit, bei einem sonntäglichen Ausflug, auf den Spuren des Dämons zu wandern. Aber Vorsicht vor allzu freundlichen blauäugigen Menschen, wer weiß schon, wer sich dahinter verbirgt ....

 

 

 

Abb.  Stauwehr am Glücksweg/2015 (Bild: Reinhold Bauer)

 

Die Realität: »Das Stutzbachwehrle, und das neue Licht« in Bermersbach
Bermersbach liegt auf einem Berg oberhalb von Forbach, im nördlichen Teil des Schwarzwaldes. Über den Berg, »Rote Lache« hinweg, erreicht man direkt Baden-Baden.
Von dem schönen Bergdorf aus sind zahlreiche Wanderwege, in alle Himmelsrichtungen, leicht zu erreichen.
Entlang der schönen Wanderstrecke - dem Glücksweg -  liegt das, in der Geschichte erwähnte Stauwehr, dass durch seine idyllisch in die Landschaft eingebrachte Lage im Stutzbachtal, den hier geläufigen Namen Stutzbachwehrle erhalten hat.

Die Geschichte dieses Stauwehrs reicht weit zurück, und könnte uns der damalige Dorfdiener Ludwig Wunsch berichten, der schon 1901 als Laternenanzünder in diesem Ort fungierte, würde er uns vielleicht Folgendes darüber erzählen.
»Früher, ja bevor der Strom ins Dorf Einzug hielt, begab man sich schon bei Zeit zu Bett. Kein langes Lesen und Arbeiten, wie es die Lüt heute zu tun pflegen. Wenn die Nacht hereinbrach, verfügte man lange Jahre nur über das Kienspanlicht. Gerne würd ich euch die Aufzeichnungen vorzeigen, aus denen heraus ersichtlich würde, dass schon vor dem Jahre 1800 jedem Bermersbacher Bürger ein Achtel Klafter Spanholz (meist Kiefernholz) gratis abgegeben wurde. Talg- und Wachslicht war uns Dorfbewohnern zu dieser Zeit oftmals zu teuer. Natürlich hielt so ein brennender Holzspan nicht lang an, und wenn wir einen geselligen Abend hielten, benötigte man schon einige Späne, um das Beisammensein halbwegs gemütlich zu gestalten. So ein Kienspanlicht entfaltete eine Helligkeit von bis zu 50 NK - Normalkerzen -, so haben wir die Stromeinheit früher genannt. Vergleicht es mit eurem heutigen Watt.«

Abgelöst wurde das Kienspanlicht allmählich von den Ölfunzeln, die wiederum ab ca. 1855 nach und nach von den Petroleumlampen ersetzt wurden. Mit diesen Petroleumlampen hielt auch die Straßenbeleuchtung Einzug ins heimische Dorf. Lassen wir den Ortsdiener Reinhard Roth berichten, der 1886 mit der Gemeinde den ersten Lichtvertrag abschloss.
»Mit der Straßenbeleuchtung begann in Bermersbach auf kommunaler Ebene die Versorgung. Woanders ab 1880 inzwischen schon elektrisch – hier wenigstens 1875 mit Petroleumstraßenlampen. Regelungen mussten getroffen werden, und ich wurde mit einem Vertrag als Laternenanzünder bestellt. Fünf Straßenlaternen galt es ab da für mich zu betreuen. Als dann Anfang 1904 in dem schönen Ort Bermersbach endlich das - neue Licht -, das Elektrische, ins Gespräch kam, war dieser Fortschritt nicht mehr aufzuhalten. Nur leider erhielt man durch die mangelnde Aufklärung über die Funktionsweise, von seitens der Dorfbewohner viel Skepsis.«

Trotz allem kam der Gedanke der Stromversorgung nicht mehr zur Ruhe. Endlich, im Jahre 1904, ließ man von einer Maschinenfabrik in Eßlingen ein Angebot erstellen, zur Errichtung eines Stromwerkes, welches im Dezember 1904 in der Gemeindesitzung vorgelegt wurde. Lassen wir nochmals Ortsdiener Ludwig Wunsch sprechen:
»Ich erinnere mich, dass im August 1905 mit der Maschinenfabrik ein Vertrag zur - Erstellung eines elektrischen Werkes für die Gemeinde zum Zwecke der Modernisierung der Ortsbeleuchtung und Nutzung des Stromes in den Gemeindegebäuden -, geschlossen wurde. Während eine Haushaltsversorgung das Jahr über in den Diskussionen noch nicht in Betracht gezogen worden war, beinhaltete der Vertrag jetzt nicht nur die elektrische Anlage mit den zehn Straßenlampen. Er bezog auch, auf Anraten der Firma hin, vierzig Haushaltsanschlüsse mit ein, mit dem Argument, dass die Einbeziehung der Haushaltsanschlüsse das kleine Elektrizitätswerk rentabel machen würde. Bald darauf erfolgte im Untergeschoss der alten Sägemühle der Aufbau der Elektrowerkeinrichtung. Bestehend aus zwei Dynamos, angetrieben durch ein oberschlächtiges Wasserrad, welches außen am Sägewerk gegen die Bergwand angebracht war. Das Wasser wurde über einen schmalen Kanal vom Schwellwogberg zugeleitet. Jahreszeitlich bedingte unbefriedigende Wasserverhältnisse, die voranschreitende Anbindung der Haushalte und die somit recht bald erreichte Grenze der Kapazität erforderten eine Erweiterung und Modernisierung des elektrischen Werkes. Eine zuerst angedachte Talsperre im Sersbachtal wurde verworfen und so besann man sich auf ein kleines Becken in der Stutzbach mit 98 Kubikmeter Inhalt.«

Die Weiterentwicklung ließ sich, wie vielerorts, auch hier nicht aufhalten und nach mehrmaligem Aufrüsten und letzten Endes sogar zukaufen von enormen Kilowattmengen beim Badenwerk, sah man sich um 1955 veranlasst, einen neuen leistungsfähigeren Generator einzubauen. Die Wasserkraft musste hierfür eine bessere Ausnutzung erfahren. Abermals kam eine Talsperre ins Gespräch, diesmal im Stutzbachtal, doch die Nachteile überwiegten. Letzten Endes entschied man sich durch vielfältige Gründe für ein neues, größeres Wasserbecken, dem - Stutzbachwehrle - mit 1200 Kubikmetern Wasserinhalt, welches ausreichen sollte, um die gegebene Turbinenleistung von 47,5 kW zu erreichen.

                                                                                                            Abb.  Anlage Stauwehr/2015
 Bild-Text_2.jpg
Durch ein 1955 in Auftrag gegebenes Gutachten erhielt man die notwendigen Daten um ein neues, den zu diesem Zeitpunkt erforderlichen Gegebenheiten angepasstes Wehr, zu bauen. Zunächst wurden 870m Rohrleitungen erneuert, die das Wasser vom Wehr zum Druck-Wasserschloss führten, danach verlegte man neue Gussrohre auf einer Länge von 450m bis zur Sägemühle. Endlich im September 1964 begann man das heutige Stauwehr zu bauen. Im Mai 1965 war es fertiggestellt. So bekam das 1922 in Betrieb genommene ehemals 98-Kubikmeter-Becken nach 33 Jahren sein heutiges Aussehen.
Im Jahr 2015 wurde die Anlage modernisiert. Ein Solarpanel versorgt die automatische Wasserstandsmeldung  mit Strom. 
Der aktuelle Wasserstand wird an die Turbinenstation gemeldet, woraufhin der Winkel des Wasserstrahls auf die Turbinenschaufeln dementsprechend eingestellt wird. Somit ist eine effiziente Stromerzeugung möglich.

 

Abb.  Anlage Stauwehr/2015 
 Bild-Text_3.jpg

 

                           Abb.  Anlage Stauwehr/2015

Bild-Text_4.jpg

 

 

 

                                                                              

Beckendaten:
•    unregelmäßiges Viereck,
•    man achtete darauf, diesen, als Fremdkörper in einem herrlichen Tal liegenden Beckenraum, an die naturmäßige Landschaft anzupassen,
•    Talseitige Beckenmauerhöhe von 5 Meter,
•    an der Sohle 2,30m stark
•    Kronenbreite beträgt 0,80m
•    Wassertiefe zwischen 4,45m und 2,50m
•    Obergewichtsstauklappe »System Hänssler« reguliert den Wasserstand vollautomatisch


Quellenangaben:
• Text: Unsere Heimat Bermersbach/Heft Nr. 9
• Technische Daten: Gemeinde Forbach
Bildmaterial: Claudia Mutschler, Reinhold Bauer