Frage an die Autoren unter Euch:
Macht Ihr Euch Gedanken darüber, wie Ihr Eure Geschichte, Euren Roman beginnt? Stellt Ihr Euch vor, was einen potentiellen Käufer dazu antreibt, gerade Euer Buch zu kaufen?
Und nun zu den Lesern:
Wie geht Ihr vor bei einem Buchkauf? Kauft Ihr blind? … oder lest Ihr den Klappentext? Oder lest Ihr gar schon die ersten paar Seiten an?
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich ein wenig intensiver mit dieser Frage beschäftigt. Habe mit ganz vielen Menschen darüber geredet, immer versucht, die Sprache auf das Thema zu bringen und bin zu einem ganz interessanten Ergebnis gelangt:
Der potentielle Leser liest nicht nur den Klappentext, er liest auch die ersten paar Seiten und entscheidet dann, ob er das Buch kauft oder nicht. Wie immer gilt hier natürlich auch, dass das nicht für alle zählt. Das ist klar. Ein Besuch auf einer Buchmesse ergab bei mir sogar einmal einen deutlichen Überhang derer, die ein Buch kaufen, weil es in den Charts ganz oben steht. Mehr nicht. Gehe ich in eine Buchhandlung und rede dort mit Menschen, erhalte ich ein anderes Ergebnis. Dort lesen die Menschen in den meisten Fällen das Buch kurz an.
Was bedeutet dieses Fazit nun für mich? Was ist mein Ziel?
Natürlich wäre es schön, wenn meine Bücher gekauft würden, ohne dass jemand darüber nachdenkt, sondern weil es „in“ ist, ein Buch von mit im Regal zu haben. Davon träumen wohl die meisten Schriftsteller. Fakt ist, dass ich noch meinen Leser davon überzeugen muss, dass mein Buch gut ist und es sich für ihn lohnt es zu lesen und somit zu kaufen.
Aber wie?
Selbst recherchierte ich daraufhin wochenlang, um für mich die geeignete Lösung zu finden, die für andere vielleicht sogar logisch erscheint und selbstverständlich. Da stieß ich in einem Buch von „Sol Stein“ auf einen Hinweis, der mich sehr aufmerksam werden ließ. Um es mit meinen Worten wieder zugeben. Die ersten beiden Seiten sind wichtig, gar der erste Abschnitt, denn wenn der Leser hier nicht sofort mitgerissen wird, legt er das Buch wieder aus der Hand.
Daraufhin durchstöberte ich meine Bücherwand. Und siehe da, bei den meisten traf es zu. Was schlussfolgerte ich also daraufhin? Seit diesem Zeitpunkt versuche ich jeden Text, den ich schreibe, so zu verfassen, dass er von Anfang an spannend und mitreißend ist. Geplapper darüber, wer meine Person ist und was sie so macht gehört fortan bei mir an eine andere Stelle.
Hier mal eine kleine Kostprobe, vom Anfang meines neuesten Werkes. Und nur den ersten Abschnitt….
Rastatt Februar 1848
Behutsam öffnete Isabelle ihre Augen, die geschwollen und gerötet waren vom Weinen bis spät in die Nacht. Grell schien die Sonne in ihr Schlafgemach. Immer noch müde stellte sie fest, dass sie weder die Läden geschlossen noch die Vorhänge zugezogen hatte. Schwerfällig setzte sie sich auf und hielt vorsichtig mit der rechten Hand den linken Unterarm fest. Er zeigte sich über und über mit blauen Flecken und Blutergüssen, die sich ebenso über ihren restlichen Körper zogen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht tastete sie sich ab, versuchte die Finger der linken Hand zu bewegen, was nur unter großen Qualen möglich schien. Sehr langsam schlug sie die schwere Bettdecke zurück und zog ein Bein nach dem anderen behutsam zur Bettkante. Selbst die offenbarten deutlich alte und neue Abdrücke, die auf…
… seid ehrlich,… wollt Ihr nicht auch wissen, wie es weitergeht? Oder was da passiert ist?
Der Aufbau meiner Geschichten veränderte sich, so dass selbst meine Betaleser dies äußerst positiv feststellten. Das hat sogar Folgen im Alltag, in dem ich nämlich meinem Job nachgehe der, wie sollte es anders sein, auch viel mit Schreiben zu tun hat. Auch dort strukturierte ich die Texte nun anders und auch hier kommt es gut an.
Jetzt bleibt mir nur zu hoffen, dass das auch die Verlage so sehen und letzten Endes auch der Leser im Buchladen. Und vielleicht konnte ich dem einen oder anderen Schreiber damit einen kleinen Hinweis geben, wie er es anders gestalten könnte ohne diese ewige Recherche, diese vielen Gespräche. Trotz allem möchte ich gerade die nicht missen und werde das wohl weiterhin bei jeder Gelegenheit tun… - mit dem potentiellen Leser reden, um Eindrücke zu erhalten, die mich weiterbringen.