An dem historischen Datum 22.02.2022 begab ich mich am Abend auf eine sehr interessante und gleichermaßen bereichernde Veranstaltung im Casino in Baden-Baden. Es war eine Lesung des Autors und Journalisten Axel Hacke.
Hervorragend trug er Teile aus seinen Büchern vor, sowie manch einen seiner kolumnistischen Texte, die er regelmäßig veröffentlicht. (Nicht kommunistisch, nicht kolumbianisch, usw.) – Auszüge aus seinen Kolumnen eben.
Zu denken gaben mir viele Dinge, die er sagte und es tat sich um so mehr Faszination breit, weil ich mit Freude feststellen durfte, dass es nicht nur mir so ergeht, dass Gedanken die oftmals ausgelöst durch Nichtigkeiten auf eine Reise gehend, bahnbrechende Erkenntnisse bereithalten. Ich erkannte mich in vielem wieder und kam so zu dem Schluss, ob es wohl normal ist, dass die Schreibenden in unserer Branche sich über solcherlei Dinge Gedanken machen.

Ja aber, wenn nicht wir, wer dann? - … frag ich mich zuweilen.

Wo doch der Zahn des Alltags an so Vielen nagt, die dadurch gar nicht erst in die Lage kommen, sich um merkwürdige und seltsame Alltagsfragen zu kümmern, da sie mitunter zu viel zu tun haben, um ihren oftmals zu vollen Tag zu meistern. Machen wir uns für diese Menschen Gedanken? - sodass sie es lesen, sich wiederfinden in den Absurditäten und Ausgefallenheiten, sich daran erfreuen oder auch nicht.

Wie ich die Auswahl der Themen, über die ich sinniere, gestalte? – werde ich gefragt.

Die ergeben sich aus meinem Alltag, der ohne Zweifel nicht weniger voll ist, wie bei den Meisten, und nicht mehr oder weniger ereignisreich.
So zum Beispiel treibt mich immer wieder die Erkenntnis um, dass ich offensichtlich gegen mancherlei Personenschlag einfach keine Chance habe – wobei zu gegebener Zeit zu erörtern wäre, wie diese Chance aussehen möge – da mich deren toxische, narzisstische Persönlichkeit immer wieder an meine Grenzen bringt. Weshalb ist es solchen Menschen - einfach nicht möglich - in sich zu Ruhen und sich auf das Wesentliche zu besinnen – auf sich zum Beispiel. Weshalb haben diese Menschen immer das Gefühl, ihre tägliche Bereicherung darin zu finden andere zu unterdrücken, schlechtzureden, niederzumachen, lahmzulegen, emotional auszunutzen und so weiter.
Diese Liste könnte ich um ein Vielfaches länger ausführen, würde es dennoch nichts an diesem verachtenswerten Umstand ändern. Menschen, die zunächst aufgeschlossen und umgänglich erscheinen, entpuppen sich hinter dem Rücken als neidhaft, nicht in der Lage einem anderen einen Erfolg zu gönnen. Diese Menschen, oft geprägt von der eigenen Unfähigkeit - oder besser gesagt Unzulänglichkeit - nicht imstande sich dem zu stellen und dazu zu stehen und dies versuchen dadurch zu kompensieren, indem sie die Arbeit von Personen um sie herum, schlechtreden und gar zerstören – im schlimmsten Fall sogar einfach den Erfolg für sich beanspruchen.

Was ist nur mit diesen Menschen los? Haben sie in der Kindheit zu wenig Liebe bekommen?

Was ist so schlimm daran, nicht alles zu können. Nur in einem richtig gut zu sein. Was ist so schlimm daran, zu jemandem zu sagen „Hey, dass war gut!“, das mindert doch in keinster Weise die eigene Leistung. Diese Menschen schaffen es durch ihre oftmals ausschweifende und „laute“ Art der Umgebung das Gefühl zu vermitteln, als wären sie absolut groß. Dabei würde jeder bei genauerem Hinsehen sofort erkennen, dass die meiste Zeit nur „Heiße Luft“ geblasen wurde.

Dieser Fakt führt mich zu einer erheblichen Schwierigkeit.

Wie erkenne ich solche Menschen rechtzeitig, damit ich mich in gebührlichem Abstand zu ihnen begeben kann, damit ich nicht erst von diesen „Seelenschmarotzern“ ausgesaugt werden MUSS, um das zu erkennen, was dann wiederum dazu führt, dass ich einen enormen Zeitaufwand investieren MUSS, um mich wieder aufzuladen?
Ein weiser Mensch aus meinem Umfeld gab mir den entscheidenden Hinweis.
Er meinte: „Das schaffst du nicht. Denn, diese Menschen haben jahrelange, oftmals jahrzehntelange Erfahrung darin, sich so zu verhalten. Diesem Vorsprung kannst du mit nichts entgegentreten. Es bleibt nur, die eigenen Antennen, das eigene Gespür dafür so zu verfeinern, dass du den Zeitraum, bis du es merkst, mit der Zeit verkürzt. Gehe ein Stück mit demjenigen, dann merkst du, wie er ist und dann, wenn er sich als toxisch herausstellt, gehst du.“
Das mag sein, denke ich. Habe ich wirklich keine Möglichkeit, dass schon vorher herauszufinden? NEIN – ich habe bisher keinen Weg gefunden. Das führt nun unweigerlich dazu, dass ich mich immer schwerer damit tue, Menschen zu vertrauen. „Schade,“ kommt da aus den hinteren Reihen. Ja klar, ist das schade.
Aber keine Sorge, denn immer wieder versuche ich es, denn ich muss ja meinen Lernprozess, was das anbelangt, verfeinern und daher in unregelmäßigen Abständen mit solchen Menschen ein Stück gehen und dabei auf die Nase fallen.
Ich gebe meinem Drang gerne nach, immer wieder an das Gute im Menschen zu glauben. Auch wenn ich dabei vielleicht auf die Nase plumpse.
Das Ergebnis: Ich stehe wieder auf, rücke meine Krone gerade und gehe weiter, ohne sie. Ohne die Menschen, deren Zufriedenheit offensichtlich davon abhängt, wie sehr sie anderen Personen zusetzen und diese verletzen.
Wenn ich es nicht täte, wie viele nette, umgängliche und äußerst liebe Menschen wären mir dabei durch die Lappen gegangen. Das ist der Grund, weshalb ich mich immer wieder in diese Situationen wage, und genau dadurch werde ich immer wieder mit herzerwärmenden Freundschaften und bereichernden Menschen belohnt.
Und kommt es nur mir so vor, oder hat die lange Zeit der Pandemie dazu geführt, dass noch mehr Menschen sich so toxisch verhalten? Dass noch mehr Menschen Angst davor haben, sich auf ein Gegenüber einzulassen, gleich in welcher Form?
Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen, wenn ich sage: „Ich werde nie aufgeben es immer wieder zu versuchen. Denn wenn von zehn Menschen nur eine wahre Freundschaft bleibt, hat sich der Einsatz schon gelohnt und ich habe durch die neun anderen erheblich dazugelernt.“

Welch erfreuliche Bereicherung also in vielerlei Hinsicht.
Eure Manuela Maer